Bunte Vielfalt gegen Einfalt

Montag, 26 September, 2016
Echo-online

Mit türkischen Tänzen unterhielt am Samstag eine Kindertanzgruppe des Nachbarschaftsvereins „Mach mit“ beim Fest zum Auftakt der Interkulturellen Woche in Heppenheim in der Fußgängerzone. Foto: Karl-Heinz Köppner

INTERKULTURELLE WOCHE Tanz, Gesang und viele Informationen beim „Markt der Möglichkeiten“

HEPPENHEIM - Bereits zum 41. Mal laden deutschlandweit Kirchen, Kommunen, Vereine und ehrenamtliche Initiativen zur „Interkulturellen Woche“ ein. Das Veranstaltungsmotto 2015, als über eine Million Flüchtlinge und Migranten Staat und Gesellschaft mit neuen Herausforderungen konfrontiert hatten, passt auch weiterhin: „Vielfalt – das Beste gegen Einfalt“, grafisch dargestellt als farbenfrohe Kette kleiner Figuren, die sich fest an den Händen halten. Und kunterbunt zeigte sich auch das Bild beim „Markt der Möglichkeiten“, dem interkulturellen Fest zum Auftakt der Begegnungswoche am Samstag in der Fußgängerzone.

„Es ist eine Tradition, die in diesem Jahr ein Zeichen setzen soll, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es soll ein Fest der Freude sein“, sagte Bürgermeister Rainer Burelbach in der Eröffnungsrede. Anja Ostrowski, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Heppenheim und Koordinatorin der „Interkulturellen Woche“, forderte alle Besucher auf, die Gelegenheit zu nutzen, mit allen vor Ort Engagierten ins Gespräch zu kommen und mit Spenden die Integrationsarbeit zu unterstützen.

Dass dabei Sprachgrenzen kein Hindernis darstellen sollten, hatten zuvor Mohamed Muse aus Somalia und Moaaz Zakzak aus Syrien, die das Programm auf der Bühne am Graben moderierten, deutlich gemacht: Beide hießen die Gäste nicht nur in ihren Muttersprachen, sondern auch auf Englisch, Französisch, Italienisch und Schwedisch willkommen. Und auf Deutsch: „Das war jetzt eine internationale Begrüßung.“

„Alle Menschen sind gleich, ob arm oder reich, ob schwarz oder weiß. Ich sag’s dir ganz leis’, sei nicht so gemein, lass uns alle Freunde sein“, hatte die acht Jahre alte Josephine Benner vom Schülerhort „Arche Noach“ gereimt – Verse, die sie ganz stolz auch auf der Bühne vortrug. Auch die Kindertanzgruppe der Betreuungseinrichtung der Gemeinde „Erscheinung des Herrn“ trat am Samstag selbstbewusst mit Tänzen auf, die die Mädchen mit Svetlana Klos einstudiert hatten. Für die 76 Jungen und Mädchen aus über 20 Ländern, die zurzeit den Hort besuchen, ist das Zusammensein mit Kindern aus anderen Kulturen sowieso selbstverständlich: „Bei uns trifft sich die Welt“ war am Stand von „Arche Noach“ zu erfahren.

Mit traditionellen türkischen Tänzen begeisterte die Gruppe vom Nachbarschaftsverein „Mach mit“, auch für die zwei Jungs und elf Mädchen zwischen acht und 15 Jahren gab es Riesenapplaus.

Ein beeindruckendes Konzert auf der afghanischen Laute gaben Qadersha Bahrah und seine sieben Jahre alte Tochter Sadaf, und den Part der Gastgeber hatte die Jazz-Combo der Musikschule Heppenheim mit Sängerin Christiana Sarsah übernommen – Zugaben inklusive.

Bevor es mit dem Programm, organisiert von der Migrationsberatung des DRK und der Flüchtlingshilfe Heppenheim, weiterging, war Gelegenheit, sich an den zahlreichen Ständen zu stärken: mit Tee und Gebäck beim Moscheeverein, Kaffee und Kuchen beim Frauenbund und bei der Jugend des Reit- und Fahrvereins oder türkischen Spezialitäten bei „Mach mit“. Informationen satt gab es dazu bei der Caritas, bei der Bergsträßer Ausländerbeauftragten Brigitte Paddenberg und den ehrenamtlichen Helfern der Flüchtlingshilfe, denen Verstärkung, vor allem bei Sprachkursen, jederzeit willkommen ist.

Sozialpädagogin Zakia Philipp vorgestellt

Bürgermeister Burelbach stellte am Samstag zudem die Diplom-Sozialpädagogin Zakia Philipp vor, die als neue Mitarbeiterin der Stadtverwaltung seit August mit den Themen Migration und Integration befasst ist und am Stand mit ihren Integrationslotsinnen Khaleda Shamns und Dilek Kürek über dieses erstes Schwerpunktprojekt informierte.

Insgesamt 16 zertifizierte Vermittler zwischen Neubürgern und Institutionen, die Hilfe in 18 Sprachen anbieten, sind bereits im Einsatz.

 

WEITERES PROGRAMM

Gelegenheit, am Samstag geknüpfte Kontakte zu vertiefen, wird sich in aller Vielfalt in der „Interkulturellen Woche“ ergeben. So lädt unter anderem der Schülerhort „Arche Noach“ am Mittwoch, 28. September, von 16.30 bis 19 Uhr zu einem Begegnungsabend ein, die Flüchtlingshilfe am Donnerstag, 29. September, von 16 bis 19 Uhr ins „Café Welcome“ in der DRK-Begegnungsstätte. Am Sonntag, 2. Oktober, 11 Uhr, moderiert die Politikwissenschaftlerin Dilek Kürek eine Matinee im Saalbau-Kino; gezeigt wird der Film „Mustang“ (Regie: Deniz Gamze Ergüven). 

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe öffnet der Moscheeverein „Anas Ibn Malik“ am Montag, 3. Oktober, von 10 bis 16 Uhr die Türen des Gebetshauses in der Kalterer Straße 22-24. Weitere Termine sind in der Programmbroschüre oder auf www.heppenheim.de nachzulesen. (jn)