Drei neue Sport-Coaches wollen in Heppenheim Flüchtlinge und Vereine zusammenbringen

Donnerstag, 3 November, 2016
Echo-Online

Engagieren sich für Integration: Monika Bauer-Herzog, Rene Kniess, Jana Junge, Gregor Kohl, Zakia Philipp, Andrea Pfeilsticker, Claudia Kohl, Rainer Burelbach, Maja Borko (von links). Foto: Karl-Heinz Köppner

Drei neue Sport-Coaches wollen in Heppenheim Flüchtlinge und Vereine zusammenbringen

Von Marion Menrath
HEPPENHEIM - Sport verbindet und überwindet Grenzen. Dies will sich das Land Hessen bei der Integration von Flüchtlingen mit dem Programm „Sport und Flüchtlinge“ zunutze machen. 520 Flüchtlinge sind derzeit in Heppenheim gemeldet. Sport-Coaches sollen die nötigen Verbindungen zwischen Flüchtlingen und Vereinen herstellen. Nun wurden die ersten drei ehrenamtlichen Helfer für Heppenheim vorgestellt. Alle sind sportlich engagiert und haben teilweise auch Erfahrungen als Trainer.

Jana Junge (47) hat über den Handballverein der Tochter von dem Projekt erfahren. Da sie selbst ein Leben lang Sport treibt und sich bei der Integration von Flüchtlingen engagieren wolle, habe sie sich gemeldet. Gregor Kohl (49) ist Mitglied im FC Starkenburgia und hat dort bis zum Sommer die Fußballerinnen trainiert. Das habe er aufgegeben. Nun wolle er „was machen mit der freien Zeit“. Claudia Kohl (48) ist Leichtathletiktrainerin beim TV Heppenheim. „Sport und Flüchtlinge, das hat gepasst“, betont sie.

Sportausstattung für eine Unterkunft

Das Land unterstützt das Programm „Sport und Flüchtlinge“ bis zum Jahresende in Heppenheim mit 10 000 Euro, wie Rene Kniess vom Stadtmarketing erläuterte. Kniess ist bei der Stadt Ansprechpartner für das Projekt. Auf Kreisebene unterstützt ihn Monika Bauer-Herzog vom Ausländer- und Migrationsamt. Hessenweit stünden für das Programm dieses Jahr zwei Millionen Euro zur Verfügung, so Kniess. Städte und Gemeinden können je nach der Anzahl der bei ihnen untergebrachten Flüchtlinge zwischen 5000 und 25 000 Euro Fördermittel erhalten. Eine Neuauflage für 2017 hat das Land in Aussicht gestellt.

Mit dem Geld können Aufwandsentschädigungen für Übungsleiter finanziert werden, aber auch Sachmittel für die Angebote, auch Sportkleidung und -material sowie Transportkosten.

Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) weiß aus seiner Zeit als ehemaliger Leiter des Kreis-Eigenbetriebs Neue Wege um die integrative Kraft des Sports: Eltern von Migrantenkindern, die Sport im Verein betrieben, fänden eher Arbeit. Das sei sogar wissenschaftlich belegt. „Die Eltern gehen mit zum Training und zum Spiel und lernen andere kennen“, erläutert Burelbach. Solche direkten Kontakte seien gerade für niedrig qualifizierte Stellen der häufigste Weg der Vermittlung. Bei den Flüchtlingen gehe es darum, erst einmal die Sprache zu lernen. Der Flüchtlingshilfe Heppenheim und den Sport-Coaches dankte der Bürgermeister für das Engagement.

Nun müssen zunächst einmal Strukturen geschaffen werden. Seit einem Monat erst arbeiten die Sport-Coaches zusammen und haben bereits ein erstes Projekt auf die Beine gestellt. Ein Sportaktionstag am Samstag, 12. November, soll ein erstes Mitmachangebot für Flüchtlinge sein. „Wir hatten ein erstes Treffen mit den Vereinen. Es waren alle sehr offen und begeistert“, betont Claudia Kohl. Für das Frühjahr sei bereits eine Wiederholung geplant, ergänzt Gregor Kohl.

Als nächstes sind Sportangebote in den Unterkünften an der Tiergarten- und Westerwaldstraße geplant, insbesondere für Frauen, die das Heim selten verlassen, so Jana Junge. Für die größte Unterkunft an der Tiergartenstraße sollen zudem Basketballkörbe und eine Tischtennisplatte organisiert werden. An der Westerwaldstraße will die Stadt zudem einen Kinderspielplatz herrichten. „Ziel ist es, ein großes Netzwerk aufzubauen“, betont Claudia Kohl. Dazu wolle man eng mit der Flüchtlingshilfe, den Hausbetreuern und der Stadt zusammenarbeiten.

SPORT-AKTIONSTAG
Sieben Abteilungen stellen sich beim ersten Sport-Aktionstag der neuen Heppenheimer Sport-Coaches am Samstag, 12. November, von 10 bis 12 Uhr, in der Nibelungenhalle (Hagenstraße 9) in Heppenheim vor. Flüchtlinge können sich in Badminton, Basketball, Handball, Leichtathletik, Judo, Taekwondo oder Turnen erproben. Für den Aktionstag werben Flyer in sechs Sprachen: Deutsch, Englisch, Arabisch, Tigrinisch, Somalisch und Farsi. Die neue Heppenheimer Migrationsbeauftragte Zakia Philipp hat Dolmetscher für den Aktionstag organisiert. (mam)