Geborgenheit für die Jüngsten

Donnerstag, 16 Juni, 2016
Echo-online

Von Marion Menrath

FLÜCHTLINGE Infectopharm sponsert Betreuung in Unterkunft mit 25 000 Euro

HEPPENHEIM - Die Heppenheimer Firma Infectopharm baut ihr Engagement bei der Kinderbetreuung weiter aus. Neben der firmeneigenen Krippe Inki unterstützt das Pharmaunternehmen, das auf Medikamente für Kinder spezialisiert ist, jetzt gemeinsam mit der Stadt Heppenheim und dem DRK-Kreisverband eine Kinderbetreuung in der Flüchtlingsunterkunft an der Tiergartenstraße 7 b.

Dafür stellt Infectopharm 25 000 Euro zur Verfügung. Damit sollen zwei Erzieherinnen in Teilzeit finanziert werden. Der DRK-Kreisverband, der die Flüchtlingsunterkunft betreut, hat für die Betreuung bereits ein Spielzimmer eingerichtet. Mindestens zehn und bis zu 20 Kinder im Vorschulalter sollen dreimal in der Woche für jeweils vier Stunden betreut werden, erläutert DRK-Kreisgeschäftsführer Ulrich Bergmann. Bei einer längeren Betreuungsdauer stiegen die bürokratischen Hürden, weil dann eine Betriebserlaubnis für eine Kita beantragt werden müsste.

 

Die Idee für die Spende sei im vergangenen Jahr bei der Vorbereitung der Weihnachtsfeier entstanden, als viele Flüchtlinge einreisten, berichtete Infectopharm-Vorsitzende Monika Zöller. Dabei hätten die Mitarbeiter schnell die Idee entwickelt, das Geld zu spenden, statt eine große Feier auszurichten. Die Geschäftsführung habe den Betrag dann verdoppelt. „Wir leben und arbeiten für das Wohl der Kinder“, betonte Zöller.

Sprachkenntnisse als Schlüssel zur Integration

Um nachhaltige Hilfe zu leisten, habe man sich entschlossen, sich auf die Kleinsten zu konzentrieren. Die professionellen Erzieherinnen sollten die Kinder nicht nur beschäftigen, sondern auch die für die Integration so wichtige Bildung leisten. Während die Kinder betreut sind, können die Mütter an den Deutschkursen des DRK im gleichen Gebäude teilnehmen.

Wie Landrat Christian Engelhardt (CDU) betonte, ist der Kreis sehr dankbar für das Engagement. Derzeit lebten 4000 Flüchtlinge im Kreisgebiet. Die Zahl könnte sich durch Familiennachzug weiter steigern. Da auch die Erwachsenen in der Regel kein Deutsch könnten, sei es eine Herausforderung, die Menschen zu integrieren. Deshalb sei es sinnvoll, bei den Kindern, so früh wie möglich die Sprache zu fördern.

Bürgermeister Rainer Burelbach hatte seine vier Jahre alte Tochter Marleen zur Einweihung mitgebracht, die die neue Einrichtung gleich gemeinsam mit einigen anderen Kindern ausprobierte. Burelbach ist nicht nur wegen seines Amtes mit dem Thema Integration vertraut. Seine Frau ist Grundschullehrerin und betreut in Kindergärten künftige Schulkinder, die noch kein Wort Deutsch sprächen. „Das ist dramatisch schwere Arbeit“, betonte der Bürgermeister, Sprachbarrieren behinderten später die Integration in der Schule.

Wie Bergmann berichtete, sind die Erzieherinnenstellen ausgeschrieben. In der Übergangszeit betreuen Helferinnen unter Leitung von Brigitte Wecht von der Kreisverwaltung die Kinder.

Die Einrichtung soll den Kindern über einen strukturierten Tagesablauf Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, informierte das DRK. Sie wurden aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen, viele haben auf der Flucht zudem Schreckliches erlebt. In der Praxis habe sich gezeigt, dass es schwierig sei, die Kinder unbeaufsichtigt miteinander spielen zu lassen, weil sie dabei oft traumatische Erfahrungen verarbeiteten, was in Zerstörungswut enden könne.

Ein Streit unter Kindern hatte in der Nacht zum Ostersonntag eine Massenschlägerei mit 50 Beteiligten in der Unterkunft ausgelöst, bei der auch Holzlatten eingesetzt wurden. Ein Mann wurde schwer verletzt. Man versuche, die Unterkunft für die Bewohner so gut wie möglich zu gestalten, entgegnete Engelhardt. Für die Fußball-Europameisterschaft wurde ein Fernseher aufgebaut.

Im Moment ist auch der Ramadan zu berücksichtigen: Da viele Muslime tagsüber fasten und erst nach Sonnenuntergang essen, verlagert sich das Leben in die Nacht. Auch die Kinder, die selbst noch nicht fasten müssen, bleiben länger auf.