Geld wäre schon da

Donnerstag, 22 September, 2016
Echo-online

Bevor es zum Treffen mit der Flüchtlingshilfe Kam, informierten sich derGrünen-Landtagsabgeordnete Marcus Bocklet sowie Matthias Schimpf und Moritz Müller (von links) von den Bergsträßer Grünen in der Flüchtlingsunterkunft Tiergartenstraße. Foto: Karl-Heinz Koppner

 

Von Jürgen Reinhardt

FLÜCHTLINGSHILFE Grünen-Landtagsabgeordneter Bocklet macht Akteuren Mut

HEPPENHEIM - Start beim Kinderschutzbund in Viernheim, Abschluss im Begegnungshof der Sonnenkinder in Zwingenberg-Rodau, dazwischen ein Gespräch mit der Flüchtlingshilfe Heppenheim in der Kreisgeschäftsstelle der Grünen: Der Bündnis 90/Die Grünen-Landtagsabgeordnete Marcus Bocklet war am Mittwoch auf Informationstour im Kreis Bergstraße, begleitet von den Vorstandsmitgliedern der Kreisgrünen Matthias Schimpf und Heidi Besas sowie Moritz Müller, der von den Grünen für die Bundestagswahl im kommenden Jahr nominiert wurde.

Thema in Heppenheim war die aktuelle Situation der Flüchtlinge vor Ort, vor allem aber wollte Bocklet sich ein Bild von der Arbeit der Flüchtlingshilfe machen. Die hat sich Anfang 2015 zu einem offenen Arbeitskreis von Ehrenamtlichen zusammengefunden, „um Zufluchtsuchende bei der Integration in ihr neues Umfeld zu unterstützen“, wie es in einem Flyer der Initiative heißt. Die Flüchtlingshilfe bietet neben einer Begleitung im Alltag unter anderem Sprachkurse, interkulturelle Aktivitäten und Unterstützung zur Integration in den Arbeitsprozess an. Am Gespräch nahmen von der Flüchtlingshilfe Uta Forstat (Gruppe Sprache), Jürgen Müller (Gruppe Medien) und Maja Borko (Gruppe Wohnbetreuung) teil. Sie gehören zu den Aktiven der Initiative, die über rund 200 Mitstreiter verfügt.

Im Gespräch kristallisierten sich die wichtigsten Probleme heraus, denen die Helfer sich gegenüber sehen. Eines, vielleicht das Wichtigste, ist der Spracherwerb. Sprachkurse, so Uta Forstat, gibt es nur dann, wenn der Flüchtling ein Bleiberecht erhält; ohne Bleiberecht bleiben die Flüchtlinge (so sie nicht eine andere Fremdsprache beherrschen) auf ihre eigenen Landsleute und damit auf den eigenen Kulturkreis fixiert. Forstats Forderung deshalb: Deutschunterricht von Anfang an und finanzielle Unterstützung auch von ehrenamtlich Unterrichtenden, von denen es immer weniger gebe, weil die zu professionellen Sprachagenturen abwandern.

Initiative sieht Mangel an Informationen

Ein weiteres wichtiges Problem sieht man, so Jürgen Müller, in mangelnden Informationen. Und Vorurteile in der deutschen Bevölkerung könnten nur dann zurückgedrängt werden, wenn deutlich werde, dass Flüchtlinge gegenüber Einheimischen nicht bevorzugt behandelt würden. In der Pflicht sieht Müller vor allem Behörden, aber auch die Medien. An den Behörden wäre es auch, weitere Migrationsberater einzustellen, die Müller für ebenso sinnvoll wie notwendig hält. Und noch ein gravierendes Problem besteht, das sich in den nächsten Monaten weiter erschweren dürfte: Bezahlbare Wohnungen. Denn spätestens dann, wenn Flüchtlinge anerkannt sind, müssen sie die provisorischen Unterkünfte räumen.

Dieses Problem, machte Bocklet deutlich, müssen am Ende die Kommunen lösen. Andere Probleme könne man dagegen unter Umständen lösen helfen: Hessen habe für seine rund 100 000 Flüchtlinge einen 1,3 Milliarden Euro umfassenden Aktionsplan Integration auf den Weg gebracht, aus dem Geld unter anderem für Sprachkurse, Ausbildung, berufliche Qualifikation oder Nach-Qualifikation oder die Behandlung von Traumata kommen könne. Und viele Mittel aus diesem Topf seien bislang nicht abgeholt worden. Wenn die Flüchtlingshilfe wie geplant zum Verein wird, kann sie sich um finanzielle Unterstützung vom Land bemühen.

VIELE UNTERSTÜTZER

Die Flüchtlingshilfe Heppenheim existiert seit Anfang 2015. Ziel ist die Integration von Flüchtlingen. Neben Versorgung und Begleitung werden unter anderem Sprach- und Bildungsprogramme, Beratung und interkulturelle Aktivitäten für Flüchtlinge und Asylbewerber angeboten.

Unterstützt wird die Flüchtlingshilfe durch die Stadt Heppenheim, den Kreis Bergstraße, die evangelische Christuskirchengemeinde, die evangelische Heilig-Geist-Kirchengemeinde, die katholischen Kirchengemeinden Heppenheims im Pfarreienverbund, die Moschee Anas Ibn Malik, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und den gemeinnützigen Verein Freifunk Rhein-Neckar. Kontakt: Flüchtlingshilfe Heppenheim, Theodor-Storm-Straße 10, Heppenheim 06252-91 32 11. www.fh-hp.de (jr)