Ortstermin: Sozialausschuss besichtigt Unterkünfte für Flüchtlinge und Obdachlose

Freitag, 13 Januar, 2017
Echo-online

Von Marion Menrath

HEPPENHEIM - In einem kontrastreichen Programm haben die Mitglieder des Sozialausschusses jetzt zwei Flüchtlingsunterkünfte sowie die neue Obdachlosenunterkunft an der Siegfriedstraße besucht. Ausschussvorsitzende Mechthild Ludwig (CDU) schilderte den Besuch als „recht eindrücklich“. Es gebe „sehr viel zum Nachdenken über die Art in Heppenheim zu leben“. Sie sei aber stolz über das, was in Heppenheim an Ehrenamt geleistet werde. Gemeint ist die Flüchtlingshilfe, die sich mit DRK, Caritas, Kirchen, Moschee, Freifunkern, Stadt und Kreis für die Neuankömmlinge engagiert.

Da es nach dem straffen anderthalbstündigen Programm noch viel Gesprächsbedarf gab, beantworteten Maja Borko und Jürgen Müller, Vorstandsmitglieder im neuen Verein Flüchtlingshilfe Heppenheim, im Rathaus die Fragen. Auf Bitten des Kreises waren die Besichtigungen nicht öffentlich, so Ludwig. Auch das ECHO war nicht eingeladen.

Nach den Besuchen hatten viele Ausschussmitglieder den Eindruck gewonnen, dass die Westerwaldstraße 3 eine Durchgangsstation ist und in der Tiergartenstraße 7b die Menschen mit Bleibeperspektive. Von der Situation in der Westerwaldstraße sei er „ein Stück weit geschockt“, sagte Christopher Herbert (SPD).

Es ist nämlich genau umgekehrt, wie Müller erläuterte. Die Tiergartenstraße sei auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszustroms eingerichtet worden, um dort vorläufig Menschen unterzubringen, die nachts mit Bussen ankamen. Innerhalb von Tagen, manchmal auch Wochen oder Monaten werden diese auf reguläre Unterkünfte im Kreisgebiet verteilt. In der Regelunterkunft Westerwaldstraße 3 wohnen dagegen Menschen, die Heppenheim zugewiesen wurden, vor allem Familien.

Viele Angebote in der Tiergartenstraße

Derzeit konzentrieren sich aber viele der Angebote auf die Tiergartenstraße. Dort gibt es Sprachkurse, eine Kinderbetreuung, Mal- und Strickkurse. „Im Durchgangsheim wird mehr für die Integration getan, als in dem Haus, wo die Menschen Bleibeperspektiven haben“, wunderte sich Ulrike Janßen (WG LIZ). Müller erläuterte, dass die Menschen in der regulären Unterkunft schon gefestigter seien. Die Kinder besuchten Kitas und Schulen, hätten einen Alltag und eine Tagesstruktur, während die frisch angekommenen Kinder teilweise noch sehr verstört seien.

Zudem liege es auch an dem größeren Raumangebot in der Tiergartenstraße, an der engagierten Leiterin Brigitte Wecht und daran, dass die Unterkunft Tiergartenstraße zuerst eingerichtet wurde und alle Hilfe zunächst dorthin floss.

Ein weiteres Problem der Westerwaldstraße ist die Lage „vor der Stadt“, so Borko. Mittlerweile hätten viele Bewohner Fahrräder. Ein Chorprojekt im Haus der Vereine am Erbachwiesenweg sei im Winter auch wegen der schweren Erreichbarkeit eingeschlafen.

Wie Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) betonte, soll jetzt mehr für die Westerwaldstraße getan werden. Im Frühjahr will die Stadt dort einen Spielplatz einrichten. Anfangs sei die Lage katastrophal gewesen. Immer wieder seien Kinder auf die Straße gerannt. Mittlerweile ist das Außengelände eingezäunt und passten die Erwachsenen abwechselnd auf. Die Flüchtlingshilfe will die Kinderbetreuung dorthin ausweiten.

Gesucht werden weitere Aktive, die beispielsweise mit den Kindern spielen oder die einmal in der Woche von der Unterkunft zum Judotraining fahren. Dagegen würden Sachspenden derzeit kaum benötigt, so Müller: Mit Kleidung seien derzeit alle gut ausgestattet; große Schrankwände passten nicht in die kleinen Wohnungen – falls Flüchtlinge überhaupt eine auf dem angespannten Wohnungsmarkt finden.

Eine gute Gelegenheit, Flüchtlinge und Helfer kennenzulernen, ist das Café Welcome, das DRK und Flüchtlingshilfe immer donnerstags von 16 bis 18 Uhr in der DRK-Begegnungsstätte, Werlestraße 5, in Heppenheim anbieten. Auch über die Homepage gibt es die Möglichkeit, Zeit- und Sachspenden anzubieten.

ZAHLEN

Nach Auskunft von Bürgermeister Rainer Burelbach leben derzeit 144 Menschen in der Westerwaldstraße 3, darunter 70 Kinder. Im Puffercamp Tiergartenstraße 7b sind es 140 Flüchtlinge; dort können 200 bis 300 Menschen untergebracht werden. Weitere Heime gibt es Im Schlüssel, Briefel- und Friedensstraße. (mam)